Das Google Pixel 6 – ein Smartphone, wie es sein sollte?
Google hat mit dem Pixel 6 und dem “großen” Bruder, dem Pixel 6 Pro, zwei sehr interessante Smartphones auf den Markt gebracht. Dabei ist vieles so ganz anders als in den letzten Jahren. Ich habe mir etwas Zeit genommen und nutze das Pixel 6 (ohne Pro) nun seit dem ersten Tag. Ich hatte mir das Smartphone aus Mountain View direkt vorbestellt, um es möglichst schnell in den Händen halten zu können. Und so teste ich es für euch nun von Tag 1 der Auslieferungen in Deutschland für euch. Während viele bereits ihre Reviews gemacht haben, wollte ich mir noch etwas Zeit lassen und auch das erste Update abwarten. Beides habe ich bzw. das Smartphone nun hinter mir und es wird Zeit, ein Urteil zu fällen.
Das beste Pixel, das es bisher gab
Ohne dem Fazit vorgreifen zu wollen (und ihr solltet wirklich weiterlesen, denn das hier wird nicht schon das Fazit): Das Pixel 6 ist das beste Pixel, das es bisher gegeben hat. Dabei macht es eigentlich keinen Unterschied, ob mit oder ohne Pro. Denn die Unterschiede beider Geräte beschränken sich auf ein etwas anderes Display mit anderer Bildwiederholrate und ein wenig die Größe sowie ein Kameramodul mehr im Pro Modell. Ach ja, und natürlich den Preis. Denn das Pro kostet dafür knapp 250 Euro mehr. Daher erschien mir das normale Pixel 6 direkt als der Preis-Leistungs-Sieger der neuen Pixel Modelle. Nun aber ein paar subjektive Gründe von mir, warum das Pixel 6 das beste Pixel aller Zeiten ist.
Die Pixel Reihe gibt es seit Jahren und sie hat auch eine recht große Fanbase, wenn man in einer Tech Bubble unterwegs ist. Doch das Pixel fristet, mit einem Blick auf die Marktanteile, ein eher nischiges Dasein. Mit dem Pixel 6 könnte sich das aber alles ändern. Zum einen ist da der Preis. Denn für 649 € UVP bekommt ihr ein wirkliches Flaggschiff Phone mit einem sehr eigenständigen Design, das mir extrem gut gefällt, und viel guter Hardware. Dazu gibt es dieses Jahr sowohl die Hardware als auch die Software aus einem Haus. Bedeutet, nicht nur Android mit der vollen Vanilla Experience ist wie gewohnt auf dem Smartphone – nein, dieses Mal ist Google noch einen gewaltigen Schritt weiter gegangen. Dieses Mal ist auch der verbaute SoC (Tensor Chip genannt) eine reine Eigenentwicklung. Und zu was es führen kann, wenn der SoC und die Software aus einem Haus kommen, sieht man sehr gut beim iPhone, denn die Software und die Hardware können genau aufeinander angepasst werden. Updates können deutlich länger angeboten werden, da man selbst die Firmware für die Chips macht und diese supporten kann.
Ganz subjektiv betrachtet gibt es also ein wirklich schönes Smartphone, das auffällt, mit genialer Hardware und Software aus einer Hand. Meine Meinung steht fest, es ist das beste Pixel bisher, mit unglaublichen Möglichkeiten. Aber wenn der Hype mal verflogen ist, man einen Schritt aus der Tech Bubble macht und genauer hinsieht, dann ist da natürlich nicht nur Licht, sondern auch Schatten. Daher versuche ich mal einen weniger subjektiven Blick für euch zu wagen.
Gutes Display, aber nicht das beste
Beim Pixel 6 setzt Google natürlich auf ein OLED mit 6,4 Zoll und einer Auflösung von 2400 x 1080 Pixeln. Dabei bietet das Display eine Bildwiederholrate von 90 Hz, ist also etwas langsamer als das Pro mit 120 Hz. Merkt man das sehr deutlich? Ich finde nicht. Wenn man speziell darauf achtet, sicherlich. Muss man deshalb das Pro haben? Ich denke eher nicht. Das Display macht einen wirklich guten Eindruck, auch wenn es nicht ganz auf dem Niveau eines iPhones 13 ist oder eines Samsung Galaxy S21. Die Blickwinkel sind gut und die Helligkeit ist in Ordnung. Man kann das Display in den meisten Fällen problemlos ablesen. Bei direkter Sonneneinstrahlung fehlt aber noch ein kleines bisschen, um es mit dem eben genannten Wettbewerb gleichziehen zu lassen. Hier reden wir aber sicher von speziellen Situationen. Die Farben sehen großartig aus. Das Schwarz ist erwartungsgemäß wirklich Schwarz und die Kontraste sehen top aus. Auch das Weiß kann sich sehen lassen. Allerdings shiftet das Display die Farbe etwas eher als bei den zuvor genannten Geräten. Bedeutet: Beim Blick von der Seite tritt ein leichter Farbstich ins Rötliche etwas eher auf. Stört aber zu keiner Zeit und fällt nur auf, wenn man darauf achtet, was sicher nur Geeks tun.
Über die Display Ränder des Pixel 6 müssen wir aber leider doch kurz sprechen, denn die wirken ziemlich mächtig und sind es leider auch. Das Pro Modell kaschiert die Ränder mit einem gebogenen Display, das man mögen kann oder eben nicht. Aber auch das flache Display des nicht Pro Modells hätte dünnere Display Ränder gut vertragen können. Da kann man auch nicht zwingend mit dem Preis argumentieren, das bekommen andere Anbieter in der Preisklasse auch besser hin.
Auch ein Kritikpunkt, der nicht direkt das Display betrifft, aber dennoch auffällt, wenn man drauf schaut, ist die automatische Helligkeit. Das hat Google so überhaupt nicht im Griff. Hier wechselt die Helligkeit merklich sehr sprunghaft von hell zu dunkel und anders herum. Das alleine kann schon nerven, aber manchmal scheint der Sensor, der die Umgebungshelligkeit misst, auch nicht so ganz sicher zu sein, wie hell oder dunkel es denn nun gerade ist. Das sorgt dann schon mal für ein wenig Hin und Her. Mich persönlich nervt das schon ziemlich und es würde nicht so auffallen, wenn Google die Helligkeit smooth anpassen würde. Aber nee, es muss ja super fix und in Sprüngen sein. Das “Problem” würde sich durch ein Software Update sicher schnell lösen lassen, bis dahin steuere ich die Helligkeit eben per Hand. Leider glaube ich auch nicht so recht daran, dass Google das fixen wird, denn beim Vorgänger warten einige Menschen noch heute darauf. Da war das nämlich auch schon ein Thema. Aber schauen wir, ob Google uns bald überrascht.
Der Akku hält ewig, oder?
Glaubt man dem Google Marketing, dann hält der Akku beider Modelle Ewigkeiten. Immerhin malträtiert Google uns aktuell gefühlt in jeder Werbepause auf YouTube mit einem Clip dazu. Die Wahrheit sieht sehr divers aus, wenn man sich mal im Web umhört. Einige berichten von einer großartigen Akku Laufzeit, andere sind sehr enttäuscht. Das Pixel 6 kommt immerhin mit einem 4.614 mAh Akku daher. Da kann man einiges erwarten. Meine Erfahrungen sind sehr gemischt. Vorab sei direkt gesagt, ich bin vollkommen zufrieden mit dem Akku. Das Pixel ist sicher kein “Akku Wunder”, aber es bringt mich problemlos durch den Tag. In erster Linie muss man dem Pixel ca. 1 Woche Zeit geben, euer Nutzungsverhalten zu lernen. Denn Google optimiert mit Software extrem nach und die Akkulaufzeit verbessert sich im Regelfall nach ca. einer Woche spürbar. Aber man merkt auch, dass es durchaus Apps gibt, die deutlich stärker am Akku ziehen, als sie vielleicht müssten. Ich möchte hier jetzt keine Liste der besagten Apps erstellen, dafür ist es, glaube ich, auch zu unterschiedlich. Aber der Tensor SoC scheint nicht mit jeder App gleich gut haushalten zu können, was ggf. auch am Aufbau des SoC liegt.
Ich möchte hier nun nicht erklären, wie der SoC aufgebaut ist und was ggf. das Problem sein könnte. Es reicht zu wissen, dass der Tensor Chip eine gute Arbeit leistet, aber nicht in allen Bereichen immer perfekt agiert. Das trifft aber auf so ziemliche jeden SoC zu, denn wie heißt es so schön? Einen Tod muss man sterben. Jeder SoC hat irgendwo eine Schwachstelle, kommt ganz darauf an, wofür er entwickelt wurde. Kurz und knapp kann ich aber sagen, der Akku ist für mich wirklich in Ordnung. Ich komme durch einen ganzen Tag, manchmal auch durch 1,5 Tage, dann ist aber Schluss.
Das Laden hingegen kommt mir extrem langsam vor. Das ist aber wieder ein rein subjektives Ding. Laden könnt ihr maximal mit 30 Watt, das dafür notwendige Ladeteil ist natürlich nicht dabei. Insgesamt ist das aber zu vernachlässigen, wenn ihr, so wie ich, meistens nachts das Smartphone ladet. Nur mal eben schnell zwischendurch nachladen ist eher nicht drin.
Alltagsperformance top
Über den Tensor SoC möchte ich jetzt nicht zu viele technische Worte verlieren. Ich denke, es reicht zu wissen, dass es sich um einen schnellen Prozessor handelt, der ausreichend Leistung im Alltag bereitstellt. In Benchmarks kann er nicht mit dem iPhone 13 Pro mithalten und auch nicht ganz mit dem Samsung Prozessor in den Spitzen Modellen. Das ist aber auch egal, denn auf Benchmarks kommt es im Alltag nicht an. Es reicht zu sagen, alles läuft im Alltag eigentlich super flüssig und rund. Man muss fast nie lange auf etwas warten und Android 12 läuft butterweich. Das gilt leider nicht für alle Apps, was aber weniger am Tensor liegen dürfte als an fehlender Software Optimierung. So ruckelt z.B. die Twitter Timeline spürbar beim Scrollen. Das müsste nicht sein, die Frage ist, wo der Fehler liegt. An Twitter kann es eigentlich nicht liegen, auf anderen Geräten tritt dieses Phänomen nicht auf. Also würde ich hier mal dezent zu Google blicken ;).
Komisch und unnötig finde ich hingegen Wartezeiten bei der Bildverarbeitung. Google hat den Tensor SoC vor allem für die eigenen Algorithmen optimiert und für AI Themen. Wer die Pixel Smartphones bisher schon kannte, weiß, dass Google sehr viel im Nachhinein an den Bildern optimiert, um ihnen den Pixel Look zu verpassen, den so viele Menschen, mich eingeschlossen, lieben. Doch wenn der Prozessor genau dafür gemacht ist, warum muss ich nach der Aufnahme warten, bis die Verarbeitung abgeschlossen ist, wenn ich das Bild direkt ansehen will? Es dauert meistens nicht lange, aber man merkt es teilweise deutlich. Andere Hersteller brauchen da nicht so lange. Das Ergebnis am Ende ist immer top, versteht mich nicht falsch. Aber ich hätte von Google genau an dieser Stelle mehr erwartet, wenn Software und Hardware aus einem Haus kommen.
Dennoch kann man abschließend sagen: Das Pixel 6 ist im Alltag großartig und lässt einen nicht hängen. Einige kleine Mängel wie die erwähnte Twitter Timeline etc. lassen sich durch Software Anpassungen sicher noch beheben und so würde ich behaupten wollen, dass das Pixel 6 auch noch in zwei Jahren ausreichend Leistung haben wird, um euch gut durch den Alltag zu bringen.
Die besten Bilder aus einem Smartphone
Kurz und knapp gesagt – nein! An dieser Stelle bitte nicht aufhören zu lesen! Nein, sicher hat das Pixel 6 nicht die beste Kamera. Aaaaaber: Ich finde die Bilder extrem genial! Und das ist es auch schon. Bilder und wie jeder Mensch die empfindet ist extrem subjektiv. Stürzt man sich auf technische Fakten, vergleicht Bilder im Detail und ist da voll der Profi, dann gibt es Kameras, die ein paar Dinge besser können. Für den Otto Normalverbraucher spielt das aber keine Rolle, denn die meisten Menschen sind keine Fotoexperten und wollen beim Draufhalten ein gutes Ergebnis erzielen. Und genau das kann Google einfach! Bilder sehen extrem eindrucksvoll aus. Die Kameras bieten eine sehr gute Schärfe und einen guten Dynamikumfang.
Auch im Low-Light können die Bilder überzeugen. Alles sieht immer irgendwie dramatisch aus und die Farben sehen auch immer gut aus. Klar, das alles hat wenig mit dem zu tun, was das Auge gesehen hat. Aber es sieht einfach in sehr vielen Fällen perfekt aus, was ihr auf dem Display und sogar Monitor zu sehen bekommt. Wer den Pixel Look bisher mochte, wird nicht enttäuscht sein. Wer ihn noch nie mochte, wird ihn auch jetzt nicht mögen. Tatsache ist aber, dass der neue Hauptsensor mit 50 Megapixeln und der Ultrawide Linse mit einem Sensor von 12 Megapixeln einen großartigen Job macht. Sicher kann Google hier in Zukunft noch einiges mehr rausholen, als sie es bisher tun. Denn aktuell ist die Kamera eigentlich auf dem Niveau der Vorgänger unterwegs. Ich bin mir sicher, dass zukünftige Updates hier noch einiges an Verbesserungen mit sich bringen werden.
Wenn ihr mich ganz subjektiv fragt, dann sind mir die Bilder aus dem Pixel 6 die liebsten von allen. Hier mal ein paar Bilder die natürlich nicht nachbearbeitet sind. Sie wurden lediglich komprimiert damit das Laden bei euch nicht so lange dauert.
Android 12
Dann möchte ich noch ein paar Worte zu Android 12 verlieren. Direkt zu Beginn sei gesagt: Es ist noch nicht fehlerfrei, aber es ist einfach wunderschön. Und hier kann man sich sicherlich drüber streiten. Man mag es oder nicht, ich liebe es. Es ist für mich das schönste Android bisher, da mir das Material You extrem gut gefällt. Die Google Apps wirken alle wie aus einem Guss, da die Farbpalette immer an das Wallpaper angepasst wird – was in den meisten Fällen auch wirklich gut, aber noch nicht perfekt funktioniert. Android 12 läuft sehr snappy und die Animationen sehen richtig gut aus. Alles in allem ein sehr gelungenes OS, das noch ein paar Bugs hat, die es zu beheben gilt. Aber welches OS ist aktuell schon perfekt, wenn es ausgeliefert wird?
Pixel 6 – das Fazit
Es wird nun Zeit, ein Fazit zu ziehen. Für mich ist das Google Pixel 6 ein wirklich gelungenes Gerät, das in vielen Fällen bei den Flaggschiffen mitspielt, aber deutlich weniger kostet. Im Vergleich zum Pro ist das Pixel 6 ohne Pro der Preis- und Leistungs-Sieger. Sicher gibt es noch ein paar Software Themen, die Google in den Griff bekommen muss. Doch das Gesamtpaket aus sehr guter Alltagsleistung, guter Hardware und einem insgesamt sehr runden Angebot für einen Preis von 649 € UVP macht das Pixel 6 zu einer echten Empfehlung. Nicht verschweigen möchte ich aber auch, dass das Pixel 6 alles andere als klein und alles andere leicht ist. Wer also eher leichte und/oder kleine Smartphones bevorzugt, der ist sowohl beim Pixel 6 als auch beim Pixel 6 Pro falsch. Solltet ihr euch nicht sicher sein, solltet ihr die Geräte lieber mal im Geschäft in die Hand nehmen, bevor ihr zuschlagt. Insgesamt kann ich das Pixel 6 sonst jedem empfehlen. Auch das Pro Modell, wenn einem ein 120 Hz Display, eine Zoom Linse und ein gebogenes Display wichtig sind, ist eine Empfehlung aus meiner Sicht – wenn auch nicht so interessant wie das Pixel 6 ohne Pro.
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