Nintendo Switch: Das langweilige Gaming-Brettchen aus Japan

Die Nintendo Switch hat es inzwischen in die Läden geschafft und wird auch fleißig von den Nintendo-Anhängern gekauft. Jedenfalls gibt Nintendo selbst an, dass noch nie eine Nintendo-Konsole so gut verkauft wurde. Genaue Zahlen gibt es zu den verkauften Einheiten zwar noch nicht, aber in Großbritannien wird von 80.000 verkauften Konsolen gesprochen, was immerhin doppelt so viele sind wie zur Einführung der WII. Weltweit sollen es ca. 1,5 Millionen Konsolen gewesen sein, aber warten wir mal ab, wie es in Deutschland aussieht, wenn die offiziellen Zahlen da sind.

Verkaufszahlen mal beiseite, es stellt sich natürlich die Frage: Ist die Konsole ihr Geld wert? Zu bekommen ist die Switch hierzulande ab ca. 330 €. Zum Vergleich: die Playstation 4 Pro gibt es ab ca. 399 € und die XBOX One S bekommt ihr ab ca. 279 € beim Online-Händler eures Vertrauens. Bei der Playstation und auch bei der XBOX darf man natürlich nicht vergessen, dass die beiden Konsolen schon eine ganze Weile auf dem Markt sind und auch mit einem anderen Startpreis angefangen haben. Die Playstation 4 Pro ist zwar teurer als die Nintendo Switch, aber auch deutlich leistungsstärker. Vergessen sollten wir bei allem nicht, dass Nintendo einen Kultstatus hat, was für viele einen höheren Preis rechtfertigt.

Nackte Tatsachen

Betrachten wir mal die nackten Tatsachen, wird schnell klar: Die Nintendo Switch ist schon jetzt alles andere als up-to-date. Bekanntermaßen ist die neue Konsole im weitesten Sinne nichts anderes als ein Tablet mit Docking-Station. Es wird also Zeit, die Konsole mal ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen und zu vergleichen. Da die Switch direkt schon mal nicht mit einer XBOX oder Playstation mithalten oder gar verglichen werden kann #peinlich, ziehe ich als Basis ein anderes Tablet heran. Es soll ja fair bleiben … 😉

Das Display

Mit 6,2 Zoll ist das Display etwas kleiner als das Display eines iPad Mini 4 (7 Zoll). Kompakter klingt grundsätzlich erstmal ok, wenn man bedenkt, dass man die Konsole wie einen Gameboy mitnehmen kann. Der Formfaktor ist natürlich auch ein anderer als der des iPads. Alle, die glauben oder gar hoffen, dass das japanische Gaming-Brettchen sonderlich schlank ist, muss ich enttäuschen. Leider ist die Nintendo Switch 13,9 mm bzw. mit angeschlossenen Joy-Cons sogar bis zu 28,4 mm dick. Die Switch hat also Einiges auf den Rippen. Da könnte man nun hoffen, dass die Konsole etwas dicker geraten ist, um ordentlich Leistung auf die Straße zu bringen. Vergleichen wir mal das Display, ist hier leider wenig High-End zu erwarten. Mit einer Auflösung von gerade mal 1.280 x 720 Pixeln kommen wir nur auf normales HD, was in Zeiten von 4K-Auflösungen schon irgendwie antiquiert wirkt. Die Blickwinkel des Displays sind alles andere als stabil und insgesamt kann das Display nicht so recht überzeugen. Zum Vergleich: Das iPad Mini 4 löst mit 2.048 x 1.536 Pixeln auf.

Der Prozessor

Was den Prozessor-Takt angeht, hüllt sich Nintendo etwas in Schweigen. Preisgegeben wird lediglich, dass es sich beim verbauten SoC um einen modifizierten Nvidia Tegra-Prozessor handelt. Einige Leaks sprechen davon, dass der SoC nur mit 1.020 MHz taktet und die GPU sogar nur mit 768 MHz. Das erklärt auch das Ruckeln bei Zelda am Fernseher und warum der Lüfter der Konsole so hochdreht (ja, ihr habt richtig gelesen, es gibt einen Lüfter und den könnt ihr auch richtig gut hören), da der Prozessor vermutlich restlos überlastet ist. Das erscheint recht gering, wenn man bedenkt, welche Leistung die Tegra Chips eigentlich liefern könnten.

Zum Vergleich auch hier wieder das iPad Mini 4, in dem der Apple eigene A8 SoC verbaut ist. Dieser werkelt im Mini 4 mit 1,5 GHz, zum Takt der GPU im Mini 4 kann man leider nicht viel sagen, aber vermutlich taktet auch diese deutlich höher als die im Nintendo Switch. Betrachtet man die aktuellen Modelle von Qualcomm, dann ist es nicht wirklich verständlich, aus welchem Grund Nintendo hier auf ältere Hardware bzw. langsame SoCs setzt.

Full-HD am Fernseher

Immerhin bringt es das Gaming-Brettchen am Fernseher in der Docking-Station auf Full-HD mit 60 fps. Das ist schon mal ok, vor allem, was die 60 fps angeht (wenn es nicht gerade hakelt). Allerdings verdeutlicht das auch eine weitere Sache: Wie von Nintendo gewohnt, muss niemand mit extrem tollen Effekten und Grafiken à la XBOX und Playstation rechnen, denn mit dem Prozessor 60 fps bei Full-HD zu erreichen ist eigentlich nur möglich, wenn weiterhin nicht viel Grafik im Spiel ist. Klar, die Nintendo Switch richtet sich in erster Linie an Kinder und Familien und natürlich an alle alteingesessenen Fans. Die Ansprüche sollten da also nicht so hoch liegen.

Veraltete Technik im neuen Gewand

Dennoch hätte ich eigentlich erwartet, dass Nintendo mal endlich so richtig auf den Putz haut und nicht veraltete Technik als neue verkauft. Irgendwie schade, denn der Preis für die Konsole erscheint mir vor dem Hintergrund der verbauten Technik doch sehr hoch. Aktuell kommt noch hinzu, dass es zum Start der Konsole nur fünf Spiele gibt. Mit guten 59 € sind die Spiele, die Nintendo auf einer Speicherkarte liefert, die sehr stark an eine dicke SD-Karte erinnert, auch kein Schnäppchen. Klar, Games für die Playstation und die XBOX sind teilweise noch teurer, bieten aber in jedem Fall grafisch mehr.

Akku

Beim Akku gibt Nintendo einen 4310 mAh Akku an, der, wie bei Tablets inzwischen üblich, fest verbaut ist. Gerade bei einer tragbaren Konsole wäre ein austauschbarer Akku für unterwegs natürlich cool gewesen. Aber auch beim Akku ist Nintendo nicht weit vorne. Um bei unserem Paradebeispiel, dem iPad Mini 4, zu bleiben: Besagtes verfügt über einen 5124 mAh Akku und das, obwohl es mit gerade mal 6,1 mm Dicke deutlich schlanker ist. Laut Nintendo kommt man mit dem Akku der Switch unterwegs auf eine Spielzeit von ca. 3 Stunden. Das iPad kommt fast auf die doppelte Zeit. Klar, mag es hier nicht die coolen Zeldas und Marios dieser Welt geben, dafür aber einige andere gute Spiele, die auch deutlich günstiger sind als die der Nintendo Switch.

Nintendo Switch: Eine schlechte Konsole?

Ist die Nintendo Switch nun wirklich eine schlechte Konsole? Betrachtet man die nackten Fakten und was die Konsole rein technisch bietet, ist sie leider nicht nur überteuert, sondern auch jetzt schon veraltet. Ich persönlich würde den Preis sogar eine Frechheit nennen. Aber es ist, wie es auf dieser Welt immer ist: Nintendo hat Kultstatus und genau wie Mini (das Auto), der für teuer Geld verkauft wird, aber sicher nicht so viel wert ist, kann auch Nintendo dank des Kultstatus einen höheren Preis aufrufen. Wer eine kind- und familiengerechte Konsole sucht, ist mit der Nintendo Switch spieletechnisch sicherlich besser beraten als mit einer Playstation oder XBOX. Wem es nur um eine Konsole geht, die nicht tragbar sein muss, der kann vermutlich mit der WII weiterhin eine günstige Alternative zur Switch kaufen und damit viel Geld sparen.

Wer über das Budget für eine Nintendo Switch verfügt, aber nicht nur auf Zelda und Mario abfährt und auch gerne mehr Leistung hätte, der ist mit der Playstation oder XBOX sicher besser dran. Mehr Leistung, viel mehr Games und dazu noch ein günstigerer Preis erscheinen deutlich interessanter als die Nintendo Switch.

Zu bedenken gibt es beim japanischen Gaming-Brettchen auch, dass neben den Spielen ggf. noch weitere Kosten für zusätzliche Joy-Cons oder einen ordentlichen Controller für zu Hause fällig werden. Der Pro Controller für die Switch kostet noch einmal locker-flockig 69,99 €, zusätzliche Joy-Cons sogar 76 €. Die Joy-Cons können bei der Standard-Halterung nicht einmal geladen werden, daher wäre hier noch eine Aufladehalterung anzuraten, die auch noch einmal mit 29,99 € zu Buche schlägt. Für ein ordentliches Spielvergnügen müsst ihr also für die Konsole mit etwas sinnvollem Zubehör gute 450 € einkalkulieren.

Die Nintendo Switch kommt außerdem nur mit 32 GB internem Speicher daher, der zwar mittels MicroSD-Karte erweitert werden kann, was sich aber sicher auf die Ladezeiten der Spiele auswirkt, die auch so schon nicht sehr gut sind. Eine größere Version wird von Nintendo derzeit nicht angeboten. Die 32 GB werden bedingt durch das Betriebssystem auch nicht komplett zur Verfügung stehen, daher schrumpft der Platz noch weiter. Im Vergleich zur Konkurrenz kommt die Nintendo Switch also auch noch ziemlich mau ausgestattet in euer Wohnzimmer.

Zugegeben, ich bin kein Nintendo-Fan, auch wenn vor allem Mario Kart schon immer eines der spaßbringendsten Spiele für mich gewesen ist. Die neue Nintendo Switch scheint mir überteuert für die Hardware, die man bekommt, und alleine deshalb wäre sie für mich nie eine echte Alternative zu Playstation oder XBOX. Für den Familienalltag halte ich sie darüber hinaus auch für zu teuer und als Gameboy-Ersatz für die Kleinen sowieso.

Das Konzept der Konsole finde ich hingegen echt gelungen, nur leider schlecht umgesetzt. Das Dock ist ein liebloser Plastikklotz, der eigentlich nichts an Funktionen mitbringt und, wie man hört, auch so wenig durchdacht ist, dass er das Display der Switch verkratzt. Bei dem Preis wäre doch sicher ein Stück Gummi oder Stoff drin gewesen, um das Display zu schützen, oder?

Alles in allem finde ich die Switch überaus enttäuschend und da kann auch der Kultstatus von Nintendo nichts dran rütteln. Klar, alle Unternehmen müssen und wollen vor allem Geld verdienen. Nintendo treibt das hier aber schon irgendwie auf die Spitze. Das ist für mich alles Grund genug, nicht in eine Switch zu investieren und sie mir nicht einmal für ein Unboxing und Video-Review zuzulegen. Ihr müsst als leider mit diesem Blogpost vorliebnehmen.

Wie sieht es denn bei euch aus? Habt ihr eine Switch oder wollt ihr euch eine kaufen? Was haltet ihr von der neuen Konsole?

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner