Mitte 2019 wurde Huawei von den USA auf eine Art “Blacklist” gesetzt. Das führte dazu, dass Unternehmen aus den USA keinen Handel mehr mit Huawei treiben durften. Dabei geht es nicht nur um Technologie wie Hardware, sondern auch um Software und Lizenzen. Das Ergebnis kennen wir alle, es wurde in unseren Breitengraden nach und nach still um Huawei und nach wie vor gibt es den Bann für Huawei, wenn auch leicht gelockert. 

Doch seit Huawei von dem Bann betroffen ist, hat sich vor allem im Smartphone Segment eine große Lücke aufgetan, die bisher noch nicht gefüllt wurde. Denn Huawei war ein Innovator in der Branche vor allem, aber nicht nur für die Android Hersteller. Und diese Lücke wurde aus meiner Sicht bisher noch nicht geschlossen.

Huawei hat vieles bewegt

Huawei hat vor allem im Smartphone Bereich sehr viel bewegt, also in dem Teil, den wir als Consumer sicher am stärksten im Auge hatten. Huawei stand für hohe Qualität bei den Smartphones – gut, das konnten andere aber auch. 

Große Stärke bei den Kameras

Huawei hatte die Zeichen der Zeit schnell erkannt. Neben guter Qualität arbeitete Huawei auch mit Leica zusammen. Sicher weiß man nicht, wie viel Einfluss Leica wirklich auf die Kamera Hardware und Software hatte. Aber was man neidlos anerkennen muss, ist, dass Huawei sehr lange Zeit führend war, wenn es um die Kameras in einem Smartphone ging. Alle anderen Hersteller fingen daraufhin an, eine Aufholjagd zu starten, um mit den Kameras von Huawei mitzuhalten. 

Dabei war es gar nicht mal unbedingt die Kamera Hardware an sich, sondern vielmehr das, was die Software aus den Bildern machte. Nicht immer realistisch, aber extrem gut sahen die Bilder aus. Und sie gefielen einer breiten Masse mit hohen Kontrasten, einem hohen Dynamikumfang und einer brillanten Schärfe. Die Art, wie die Bilder aussahen, wie gut die Kamera-Hardware arbeitete, war für viele Hersteller eine neue Herausforderung. 

Und so startete auch das Rennen um noch mehr Zoom, zusätzliche Kameralinsen im Smartphone für einen Weitwinkel und ähnliches. Denn Huawei hatte schnell erkannt, dass die Kunden sich mehr Flexibilität bei der Kamera wünschten. Wohin das geführt hat, sieht man sehr gut an modernen Smartphones. Fast Standard sind 3 Kameramodule. Der Kunde erwartet häufig einen Weitwinkel und einen Zoom zusätzlich zum normalen Sensor. Hersteller wie Samsung treiben das inzwischen mit noch mehr Sensoren auf die Spitze, aber das ist ein anderes Thema.

Akkulaufzeit, Akkulaufzeit und noch mehr Akkulaufzeit

Auch beim Akku setzte Huawei neue Maßstäbe und zeigte, wie effizient ein Android Smartphone sein kann und wie lang der Akku durchhalten kann, wenn man einiges im System optimiert. Auch hier haben einige Hersteller nicht schlecht gestaunt, wie lange der Akku bei einem Huawei Smartphone durchgehalten hat. Natürlich mag das nicht für jedes einzelne Gerät gelten, aber der Ruf der Geräte war in Bezug auf den Akku immer sehr positiv. 

Das veranlasste wiederum viele andere Hersteller, sich mit dem Thema Akkugröße und Systemoptimierung zu beschäftigen. Denn neben der guten Kamera wollten die Kunden gerne Akkus, die länger als einen Tag durchhalten oder sie wenigstens locker durch einen Tag bringen. Seither ist bei vielen Herstellern das Thema Akkulaufzeit ein wichtiger Punkt auf der Agenda. Für mich hat Huawei auch hier den Stein ins Rollen gebracht. Damit der Akku effizient ausgenutzt wurde, hat Huawei aber auch ziemlich früh auf eigen entwickelte SoCs gesetzt, die den Namen Kirin trugen.

Der eigene Kirin SoC – effizient und leistungsstark

Wer am Smartphone Akku sparen will, der muss natürlich die Software optimieren. Aber was neben dem Display wirklich am Akku zieht, ist vor allem der SoC im Smartphone. Und sicher ist Huawei nicht der Erste gewesen, der eigene SoCs entwickelt hat. Apple und Samsung tun das auch. Doch auch hier war Huawei ziemlich weit vorne dabei und entwickelte so eigene Hardware, die eine gute Performance gepaart mit einem geringen Stromverbrauch aufwies. Neben den Software Anpassungen war das mit ein Hauptgrund für die langen Laufzeiten der Huawei Smartphones. 

Etwas, das heute bei Apple ebenfalls sehr gut zu beobachten ist; hier sogar noch eindrucksvoller bei den M1 Chips in den MacBooks. Aber inzwischen auch bei Samsung, die lange Zeit SoCs entwickelten, die nicht gerade für ihre Effizienz bekannt waren. Doch auch hier konnte Huawei in der Vergangenheit anderen Wettbewerbern zeigen, wie es laufen kann.

Und was ist nun?

An dieser Stelle möchte ich noch erwähnen, dass es sicher noch mehr Dinge gab, bei denen Huawei weit vorne gewesen ist. Hinterlasst mir dazu gerne etwas in den Kommentaren – mich würde interessieren, was ihr besonders und prägend an den Huawei Smartphones fandet oder immer noch findet? 

Und natürlich möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass sicher auch bei Huawei nicht alles perfekt gewesen ist. Darum soll es in diesem Beitrag aber auch gar nicht gehen. Ich wollte nur aufzeigen, dass Huawei meiner Meinung nach genau wie Apple eine Industrie sehr stark geprägt und gepusht hat. Durch Huaweis Entwicklungen wurden auch die Wettbewerber wach und haben sich stetig weiterentwickelt. 

Nachdem Huawei nun auf den westlichen Märkten kaum noch eine Rolle spielt, hat es ein Loch hinterlassen. Ein Loch, das bisher aus meiner Sicht nicht gestopft wurde, jedenfalls wenn wir von Smartphones sprechen. Die Innovationen und Ambitionen von Huawei haben den Wettbewerb beflügelt. Das ist nun nicht mehr so. 

Aktuell sehen wir in allen Bereichen großartige Hardware und ich verstehe, dass es schwer ist, etwas wirklich Innovatives zu entwickeln. Aber irgendwie scheint die Luft etwas raus zu sein.

Wir sehen viel Modellpflege und Konsolidierungen (Stichwort: OnePlus & Oppo) von Unternehmen. Aber wirklich was Neues vermisse ich. Das Tempo ist etwas eingeschlafen. Ich würde Google mit dem Pixel ggf. zutrauen, hier irgendwann mal den Platz von Huawei einzunehmen, jedenfalls wirken das Pixel 6 und die dahinterstehenden Ambitionen auf mich so. Ob Google das aber wirklich schaffen kann, steht in den Sternen, denn aktuell haben sie kaum Marktanteile. Ich wünsche mir wieder mehr Innovationstreiber, das “One more Thing” von Unternehmen, um alle Hersteller wieder ein wenig aufzuwecken. 

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