Design

Diesen Punkt können wir wohl schnell abhandeln. In Sachen Design hat Samsung alles richtig gemacht. Das Gerät sieht edel aus und ist von allen Seiten erwartungsgemäß top verarbeitet. Klar, bei einem Einstiegspreis von ca. 800 Euro (zum Release) sollte man das auch erwarten können. Anders als beim Vorgänger hat sich Samsung dazu entschieden, den Aluminium-Rahmen zu polieren, was nochmal mehr zur hochwertigen Optik beiträgt, leider aber auch Fingerabdrücke anzieht. Die Rückseite besteht wieder aus Glas, da sonst das kabellose Laden nicht möglich gewesen wäre. Neben der Tatsache, dass die Glasrückseite elegant aussieht, ist sie aber ein wahrer Fingerabdruck-Magnet, sodass man sich doch eher eine fettabweisende Schicht gewünscht hätte. Wie auf der Vorderseite ist das Glas auch auf der Rückseite zu den Seiten gebogen. Das lässt das S8 noch schlanker wirken, als es das Gerät ohnehin schon ist, und macht es zu einem echten Handschmeichler. Auf der Front ist außer dem Display eigentlich kaum etwas Anderes zu sehen. Hier gibt es oben lediglich einen schmalen Balken, wo Samsung die Hörmuschel, die 8 MP-Frontkamera und die Sensoren untergebracht hat, während am unteren Rand ein dünner Balken zu sehen ist. Sogar das Samsung-Logo ist von der Front auf die Rückseite gewandert. Zu den Seiten hin ist das neue, extrem eindrucksvolle Infinity-Display natürlich gebogen, wenn auch längst nicht mehr so stark wie beim Vorgänger.

Technik

Klar, das Galaxy S8 ist ein Flaggschiff, daher wurde es auch mit der neuesten Technik vollgepackt. Exynos 8895, 64 GB interner Speicher, 4 GB RAM und das Display löst mit 2960 x 1440 Pixeln auf (Jedenfalls, wenn man es selbst so einstellt; ab Werk ist hier Full HD eingestellt). Das klingt alles nach einem Top-Smartphone, nicht wahr? Das Prädikat ‚Flaggschiff‘ hat sich das S8 alleine damit schon verdient. Dazu gibt es natürlich noch die gute 12 MP-Hauptkamera, die weiterhin mit der eindrucksvollen f/1.7-Blende bestückt wurde und eine für Smartphone-Verhältnisse geniale Lowlight Performance bietet. Auch wenn hier der gleiche Sensor wie im Vorgänger zum Einsatz kommt, wirken die Bilder noch ein kleines bisschen besser, was auf eine angepasste Software zurückzuführen ist. Neu ist auch, dass der Fingerabdruck-Sensor nun zur Nebensache wird. Er ist auf die Rückseite gewandert und wurde so neben der Kamera positioniert, dass man ständig auf die Kamera fasst. Ergonomisch ein Albtraum, ist der Sensor leider auch keines Flaggschiffs würdig, da er zu den eher langsameren gehört. Allerdings entsperrt er euer Smartphone immerhin in 8 von 10 Fällen zuverlässig. Auf der Front ist nun ein neuer Infrarot-Sensor verbaut, der einen Iris-Scan ermöglicht, um das Galaxy S8 zu entsperren. Das funktioniert besser und schneller als erwartet, wenn auch nicht so schnell wie ein guter, an der richtigen Position liegender Fingerabdruck-Scanner. Die Frontkamera hat nun 8 MP und wurde jetzt ebenfalls mit einer f/1.7-Blende versehen, wodurch Selfies selbst bei schlechtem Licht deutlich besser werden. Für meinen Geschmack bügelt die Software hier jedoch mit deutlich zu viel Weichzeichner über die Bilder.

Was bleibt nach 3 Monaten?

Das Design ist also top und die Hardware ebenfalls. Bedeutet das nun, dass Samsung das beste Smartphone gemacht hat? Nein, so weit würde ich nicht gehen. Wenn man mal ein wenig Zeit verstreichen lässt, das S8 täglich verwendet und dabei mit etwas Abstand betrachtet, wird schnell Eines klar: Samsung hat ein sehr gutes Smartphone gebaut, was einen noch immer in seinen Bann ziehen kann, aber sicherlich auch seine Fehler hat.

Seien wir also mal ganz ehrlich: Das Galaxy S8 ist keine wirkliche Revolution. Das Infinity-Display ist ein echter Eyecatcher und das auch jetzt noch, nachdem ich schon so oft draufgesehen habe. Auch andere Personen, denen man das Smartphone in die Hand drückt, sind fasziniert. Doch trotzdem ist es leider keine Innovation. Klar, die Display-Ränder sind wirklich klein und dafür ziehe ich meinen Hut vor Samsung. Dennoch ist das Display nicht sichtbar besser als das des Vorgängers. Zwar gehört das Display zu den besten auf dem Markt, aber es ist nichts tatsächlich Neues. Die Hauptkamera ist ebenfalls die gleiche wie im Vorgänger-Modell, also auch wenig innovativ. Auch das verwendete Material entspricht ziemlich genau dem des Vorgänger-Modells, vorne Glas und hinten Glas. Die Frontkamera hat sich etwas verbessert, was allerdings auch kein innovatives Gerät aus dem S8 macht. Der Fingerabdruck-Sensor ist ergonomisch gesehen extrem schlecht positioniert und arbeitet zu langsam.

Ein wirkliches Thema ist aber in jedem Fall die Software. Samsung hat die Androiden-Oberfläche natürlich wieder selbst angepasst und nennt das nun Experience UI. Was hier optisch wirklich gelungen ist und sehr aufgeräumt wirkt, ist leistungstechnisch leider unnötig langsam. Im App Drawer gibt es immer wieder unnötige Microruckler, die sicher nicht auf die Hardware zurückzuführen sind. Die Kamera-App, die sich schnell durch zweimaliges Drücken auf den Power-Button starten lässt, öffnet nach einer Weile alles andere als schnell. Das Wechseln zwischen den Apps hakelt auch hier und da. Grund dafür dürfte neben unsauberem Programmieren vermutlich auch eine schlechte Speicherverwaltung sein. Besagte Probleme sind allerdings weniger auf Android zurückzuführen, denn wenn man das S8 mit dem Pixel oder anderen Android-Smartphones vergleicht, wird deutlich, dass es auch besser geht. Und das ist nach 3 Monaten auch schon eines meiner Hauptprobleme mit dem S8. Es ist zwar ein unfassbar wertiges Gerät mit extrem viel Leistung, aber trotzdem wirkt die Software fast an jeder Ecke irgendwie langsamer, als sie eigentlich ist. Bei täglicher Verwendung des S8 zeigt sich, dass Samsung wie schon so oft Vieles vom Look and Feel des Geräts kaputt macht. Das wäre natürlich durch Software-Updates zu fixen, was aber leider nicht gemacht wird. Bedenkt man, welchen Preis Samsung für das S8 aufruft, sollte doch auch softwareseitig mehr drin sein, oder?

Lohnt sich ein Wechsel vom S7 zum S8?

Oft werde ich gefragt, ob sich ein Wechsel vom Galaxy S7, also dem Vorgänger, zum S8 lohnen würde. Hier würde ich ganz klar NEIN sagen. Das S8 bietet aus meiner Sicht nur zwei echte Vorteile gegenüber dem S7. Zum einen das ins Auge springende Infinity-Display und zum anderen die bessere Handballen-Erkennung. Das Display ist in Bezug auf die Qualität nahezu identisch. Wer das nicht unbedingt benötigt, der muss auch nicht wechseln. Die Handballen-Erkennung ist vor allem für die S7 Edge-Nutzer interessant, denn das S7 Edge hat entweder keine Handballen-Erkennung oder sie arbeitet unfassbar schlecht – das wird wohl für immer ein Rätsel bleiben … Beim S8 ist das ganz anders, hier gibt es nahezu keine Fehleingaben, wenn man das Gerät mit einer Hand bedient. Klar, das könnte Samsung natürlich auch per Patch am S7 nachlegen, hat das aber bisher nicht getan und wird es vermutlich auch nicht mehr tun. Wen das wirklich stört, der kann natürlich auch Geld investieren und ein S8 kaufen. Leistungstechnisch werdet ihr im Alltag sicherlich keinen Unterschied merken. Daher würde ich einen Wechsel eigentlich nur aus den beiden genannten Gründen „empfehlen“.

Bauteil Spezifikationen
Infinity Display 5,8″ Super AMOLED Display
Prozessor Samsung Exynos 8895 Octa-Core
Arbeitsspeicher 4 GB
interner Speicher 64 GB
Hauptkamera 12 MP, Blende f/1.7
Frontkamera 8 MP, Blende f/1.7
Akku 3000 mAh
Konnektivität LTE, WiFi, Bluetooth 5.0, NFC, GPS, Glonass, Galileo, Beidou
Maße (in mm) 148,9 x 68,1 x 8,0
Gewicht 155 g
Farben Midnight Black, Orchid Grey, Arctic Silver

Fazit

Kommen wir also zum Fazit für das inzwischen gut etablierte Galaxy S8, was sich wie geschnitten Brot verkauft. Es ist ein sehr gutes und vor allem wunderschönes Flaggschiff geworden, das wie so oft lieber mit vielen halbfertigen Software-Features vollgepackt wurde, als die optisch sehr gelungene Experience UI auch schnell zu gestalten. Für mich verliert das Galaxy S8 durch einige unnötige Ruckler an Qualität. Für den Preis erwarte ich auch von der Software mehr. Dennoch: Es ist ein solides Smartphone, was inzwischen ja auch deutlich günstiger zu bekommen ist. Für einen Preis von unter 600 € ist es ein gutes Flaggschiff und sicher einen Kauf wert, wenn man nicht schon ein anderes Flaggschiff besitzt. Ein Wechsel von einem iPhone 7, LG G6 oder ähnlichen Gerät würde ich hingegen nicht empfehlen, dafür fehlen dem S8 einfach die Argumente.

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