Montagmorgen bzw. hier abends um 18 Uhr war es wieder soweit: Eine Apple Keynote stand auf dem Programm. Es war ein als Special Event betiteltes Event, da es außer der Reihe stattfand. Normalerweise findet bekanntlich immer nur ein großes Apple Event im Jahr statt, die WWDC.
Nun, es kam wie es kommen musste, viele Apple-Hater versammelten sich im Netz, um die Keynote, wie gewohnt, durch den Kakao zu ziehen. Die Fanboy-Lager beider Seiten sind wie immer gespaltener Meinung. Natürlich habe auch ich eine Meinung zu der gesamten Keynote, aber schauen wir uns erstmal die harten Fakten an.
Für technisch interessierte Geeks wie mich waren eigentlich keine Überraschungen dabei, denn das Meiste wurde bereits vorab geleekt – wie so oft inzwischen. Leider gibt es bei Apple keine echten Geheimnisse mehr. Aber schauen wir uns einmal an, was denn vorgestellt wurde.
iPhone SE – Die kleine Rennmaschine für die Hosentasche
Auch wenn große Displays im Allgemeinen großen Anklang finden, gibt es immer noch sehr viele Menschen (zu denen ich mich grundsätzlich auch zähle), die ein kleines Display durchaus besser finden. Klar, kann man auf einem 5 Zoll Full HD- oder noch besser QHD-Display viel mehr Content betrachten, aber man kann es nicht mehr mit einer Hand bedienen.
Ich jedenfalls nicht, denn ich habe zu kleine Hände. 🙂
Aber nicht nur mir scheint es so zu gehen. Denn abgesehen von mir, scheint es da draußen viele Fans der kleinen 4 Zoll-Smartphones zu geben, die traurig sind, dass Apple den alten Formfaktor nicht mehr bietet, jedenfalls nicht mit viel Leistung.
Daher hat Apple nun ein iPhone SE auf den Markt geworfen. Man könnte es als neues „Einsteiger-Smartphone“ von Apple betrachten.
Aber Moment, das neue iPhone SE sieht ja aus wie das alte iPhone 5s, oder?
Genau richtig! Apple hat nicht das neue iPhone-Design auf ein kleines iPhone umgelegt, sondern das bekannte iPhone 5- und iPhone 5s-Design mit den 4 Zoll beibehalten und stattdessen das Innenleben ausgetauscht.
Und hier hat sich nun Einiges getan! Apple spendierte der alten Hülle als neues Herzstück den Apple A9 SoC, der auch schon im großen Bruder, dem iPhone 6s und dem iPhone 6s Plus, werkelt. Das bedeutet also, im Vergleich zum iPhone 5s gut die doppelte Rechenleistung und ca. die dreifache Grafikpower. Wenn das nicht mal eine Ansage für so ein kleines Gerät ist! Die Kamera wurde auf eine 12 Megapixel-Kamera mit Focus Pixel-Technologie aufgebohrt. Nun gehen also auch problemlos 4K-Videos und die mehr oder weniger beliebten Live-Fotos sind natürlich auch mit dabei. Auch am LTE wurde geschraubt: So können sich die Kunden über mehr LTE-Bänder freuen und über eine Geschwindigkeit von bis zu 150 Mbit/s.
Zu bekommen sind die kleinen Renn-iPhones mit wahlweise 16 GB oder 64 GB in den Farben Silber, Space Grau, Gold und Roségold.
Ja, das ist alles super schlecht und eine voll peinliche Vorstellung, wenn man den ganzen Apple-Hatern glauben mag. Und natürlich, wenn man mich fragt, bin ich als Apple-Freund vermutlich nicht objektiv. Doch mal ganz ehrlich! Da lese ich, dass dieses alte Design des iPhones nicht mehr gut sei. Abgesehen davon, dass man sich über Geschmack immer streiten kann, finde ich das Design wirklich zeitlos und es hat sicher auch weiterhin viele Anhänger! Klar, ich persönlich finde das aktuelle iPhone 6s-Design auch schöner und hatte etwas darauf gehofft, dass die neue Rennsemmel im Stall von Apple dieses Design bekommt. Aber hey, es soll ein „Einsteiger“-iPhone sein – dass dafür nicht gleich ein ganz neues Design entwickelt wird, war doch zu erwarten, oder? Und verglichen mit dem, was man seinerzeit als iPhone 5c verkauft hat, ist es ein sehr wertiges Stück Technik mit ordentlich viel Leistung!
Ach ja, dann ist da natürlich noch das Geschrei nach fehlenden Innovationen. Stimmt, Apple haut nicht jedes Jahr etwas Bahnbrechendes auf den Markt und schafft auch nicht jedes Jahr den irren Durchbruch bei neuen Technologien. Aber mal im Ernst, was erwarten manche da draußen? Jedes Jahr einen Durchbruch wie beim ersten iPhone? Wer glaubt, dass so etwas möglich ist, lebt wirklich in einem Lala-Land.
Und schauen wir uns die hochgelobte Konkurrenz mal an, sieht es da auch nicht besser aus. Ich kann an den letzten Samsung Galaxy-Geräten aber auch so gar nichts Innovatives sehen. Klar, tausend Features im Betriebssystem, die kaum einer nutzt und die allzu häufig fragwürdig oder eher nicht funktionieren, kann man Innovation nennen… Ein an den Kanten abgerundetes Display, das keinerlei Mehrwert bietet, kann man auch Innovation nennen, ist aber leider genauso Quatsch. Genauso wie die tollen QHD-Displays, aber dazu habe ich mich bereits mal in meinem Samsung Galaxy 7 Artikel ausgelassen.
Worauf ich hinauswill, ist Folgendes: Es ist Unsinn, bei irgendeinem Hersteller ständig auf „die neue Innovation“ zu spekulieren und sie zu zerreißen, wenn dem nicht so ist. Das gilt aber für alle Hersteller. Klar ist, dass an Apple besondere Erwartungen gestellt werden, seit sie das erste iPhone auf den Markt brachten. Aber dennoch sollte man die Kirche im Dorf lassen. Bei der Menge an Smartphones, Tablets und Smartwatches, die inzwischen auf den Markt geworfen werden, kann man froh sein, ein Gerät ohne größere Mängel zu erhalten. Und in vielen Fällen schafft Apple das, auch wenn hier in den letzten Jahren auch in Sachen Software nicht immer alles super gelaufen ist.
Was meint ihr zu dem neuen iPhone SE? Findet ihr es gut oder schlecht? Würdet ihr es kaufen?
iPad Pro 9,7″
Die Katze ist aus dem Sack und das neue iPad Pro mit schlanken, aber ausreichenden 9,7 Zoll ist da. Apple verspricht massig Leistung in kleinem Gewand. Dem kleinen Bruder des großen iPad Pro (12,9 Zoll) wurde gleich mal der gleiche A9X SoC spendiert, was für richtig Dampf sorgen wird. Aktuell ist der A9X einer der leistungsstärksten SoCs da draußen. Dazu gibt es eine schicke Retina-Auflösung von 2048 x 1536 Pixeln. Dem Display hat Apple noch etwas Neues spendiert, was ich vermutlich viel interessanter finde als die meisten. Denn die neue 9,7″ Retina-Mattscheibe ist nicht nur gestochen scharf, sondern wurde mit True Tone-Technologie ausgestattet bzw. es handelt sich dabei um ein True Tone-Display.
Was das bedeutet?
Einfach ausgedrückt, passt sich das Display der Lichtfarbe in eurer Umgebung an. Warum das ziemlich cool sein könnte? Ein Blatt Papier reflektiert ebenfalls das Umgebungslicht, daher wirkt ein Blatt auf dem Tisch ganz anders als ein Display normalerweise. Durch die neue Technik kommt das iPad Pro einem Blatt Papier deutlich näher. Künstler werden sich, denke ich, besonders darüber freuen. Gemessen wird das Umgebungslicht mit vier Sensoren. Natürlich unterstützt das Display auch ansonsten die gleichen Funktionen wie das große iPad Pro.
Etwas größer fällt die Kamera aus. Wie auch das iPhone SE bekommt das iPad Pro 9,7″ eine 12 Megapixel-Kamera mit Focus-Pixeln für den Autofokus. Damit hat das kleine iPad Pro sogar eine bessere Kamera als der große Bruder. Auch die Blende ist mit f/2.2 besser als die des großen Bruders (f/2.4). Das dürfte für etwas bessere Bilder in dunkler Umgebung sorgen.
Und auch Selfies machen mit dem kleinen Brettchen einfach mehr Spaß. Statt 1,2 Megapixel wie beim großen gibt es nun eine 5 Megapixel FaceTime HD-Kamera. Somit ist das kleine iPad Pro in Sachen Fotografie wirklich deutlich besser als die bisherigen iPads; Bilder können direkt mit dem Apple Pencil bearbeitet werden.
Mit nur 437 Gramm für die Wi-Fi-Modelle und 444 Gramm für die Cellular-Version ist das neue iPad Pro auch ein Leichtgewicht.
Doch neu sind auch die Speichergrößen, die ihr bekommen könnt. Es gibt nun sowohl für das kleine als auch für das große iPad Pro die Versionen 32 GB, 128 GB und sogar 256 GB. Gerade bei viel Bildbearbeitung und Videobearbeitung macht das sicherlich auch Sinn. Genau wie die iPhones gibt es die neuen Brettchen nun in den Farben Silber, Space Grau, Gold und Roségold.
Was halte ich nun von diesem neuen iPad Pro?
Nun, ich höre auch hier wieder die Stimmen der Apple-Hater, die natürlich nach dem kleineren iPhone behaupten, man habe auch bei den iPads keine echten Ideen mehr und mache sie daher einfach nur kleiner. Auch wenn die Zahlen der iPad-Verkäufe sinken, bin ich mir sicher, dass ein iPad vor allem im Business-Segment immer noch deutlich beliebter ist als jedes Android-Gerät. Sieht man eigentlich auch, wenn man sich mal genau umsieht. Das iPad Pro in groß und klein ist definitiv ein Tablet, welches durch Leistung glänzt und gerade bei Künstlern wirklich auf Gegenliebe stoßen wird, glaube ich. Machen wir uns nichts vor, aus dem Android-Lager oder auf Windows-Basis gibt es bisher einfach nichts Vergleichbares in Kombination mit dem Apple Pencil. Da kann man nun schreien, dass der Pencil teuer ist oder man es doof findet, dass man ihn praktischerweise unterwegs am iPad aufladen kann (aber übrigens nicht muss), wenn mal Not am Mann ist. Fakt ist, es ist kein einfacher Stylus, auch wenn die Aussagen von Apples ehemaligem CEO Steve Jobs „No one needs a stylus“ immer wieder gerne zitiert werden.
In Sachen Display, Sound, Pencil und Prozessor ist das iPad mehr als konkurrenzfähig. Dennoch sehe ich kein Tablet als echten Ersatz für einen Laptop. Dabei liegt es weniger an der Leistung als am System. Ich bin davon überzeugt, dass man mit einem iPad oder einem Android-Gerät durchaus produktiv arbeiten kann. Aber einen richtigen Ersatz stellen die Geräte für mich noch nicht dar. Da ist Microsoft mit der Idee des Surface Books schon deutlich besser unterwegs, hat sie nur leider nicht konsequent gut umgesetzt.
Über die Preispolitik von Apple möchte ich mich hingegen gar nicht streiten. Natürlich sind die Geräte teuer. Und ich finde die Preise auch häufig nicht oder nur bedingt gerechtfertigt. Aber das iPad ist nicht mehr viel teurer als vergleichbare Android- oder gar Windows-Alternativen.
Der tatsächliche Nachteil des iPads liegt am iOS. Auch wenn es mir schwerfällt, das zu „sagen“, denn ich halte iOS weiterhin für ein sehr gutes mobiles Betriebssystem, aber es ist weiterhin nicht offen genug. Solange der Nutzer alles direkt auf dem iPad oder in der iCloud hat, ist alles toll. Schwieriger wird es, wenn man von anderen Geräten beispielsweise Bilder schnell auf das Tablet bringen möchte. Da gibt es einfach zu viele Hürden, die gerade dann ein Problem sind, wenn man über Videos oder Bildbearbeitung mit dem iPad Pro spricht. Denn Bild- und auch Video-Material kommt häufig von anderen Geräten. Und hier gibt es klare Schwächen, die Apple beseitigen muss. Denn ich muss die Daten möglichst einfach und schnell und auch ohne Umwege auf das iPad bringen können. Wenigstens wurde hier von Apple eine recht gute Lösung vorgestellt. Mithilfe eines Adapters kann beispielsweise die Digitalkamera direkt per USB 3.0 an das iPad angeschlossen werden. Bilder und Videos können dann direkt auf das iPad importiert werden. Auch wenn jetzt wieder viele behaupten, dass so ein Adapter ja nur eine Notlösung ist, sehe ich das anders. Apple arbeitet schon immer mit Adaptern, auch an den Laptops. Das kann man mögen oder nicht, aber das ist nicht ungewöhnlich und auch keine Krücke, um irgendwie etwas andocken zu können. Klar, wäre ein echter USB-Anschluss noch einfacher und günstiger, aber das ist eben Apple und in meinen Augen auch nicht wirklich diskutabel.
Neue iOS 9.3 Features
Ach, dann ist da ja noch das iOS 9.3 Update. Das wurde auch direkt am gleichen Tag noch ausgerollt, ihr könnt es also direkt runterladen, wenn ihr wollt. Bahnbrechende Neuerungen gibt es mit dem neuen iOS allerdings nicht. Das wohl interessanteste Feature ist die Night Shift getaufte neue Einstellung. Mit dieser könnt ihr die „Display-Farben“ nachts anpassen.
Aber warum sollte man das? Nun, Forscher haben herausgefunden, dass viele Menschen nicht gut einschlafen können, wenn sie vor dem Einschlafen auf ihr Tablet oder Smartphone schauen. Grund dafür ist die blaue Wellenlänge, die von einem Display erzeugt wird. Dieses Farbspektrum sorg bei vielen Menschen dafür, dass weniger Melatonin ausgeschüttet wird, weil der Körper der Meinung ist, es sei Tag. Genaueres dazu könnt ihr hier in diesem Spiegel Artikel nachlesen.
Night Shift soll dieses Problem nun beheben. Wenn ihr Night Shift aktiviert, könnt ihr festlegen, ab wieviel Uhr es automatisch greifen soll. Das Display reduziert dann das blaue Lichtspektrum, was dazu führt, dass das Display einen je nach Einstellung mehr oder weniger starken Gelbstich bekommt. Dadurch soll der Nutzer dann besser schlafen können.
Dann hat Apple noch etwas an den Notizen geändert. Ab sofort könnt ihr Notizen schützen, damit niemand unerlaubt auf diese zugreifen kann. Die Notizen lassen sich dann entweder über ein Passwort oder aber mit eurem Fingerabdruck entsperren.
Neue Schnittstellen vor allem im Health-Bereich sollen zukünftig mehr Informationen über Patienten ermitteln können. Apple stellte dazu einige Studien vor, wie mit dem iPhone beispielsweise der Zustand einer unter Parkinson leidenden Person ermittelt werden konnte und wie die Medikation anschlägt – oder auch nicht.
Grundsätzlich sehe ich die Erhebung von Gesundheitsdaten zwar skeptisch, sehe aber auch die Vorteile, die verschiedene Lösungen mit sich bringen. Das Thema Datenschutz ist hier aber natürlich noch eine Spur wichtiger als bei den „normalen“ Daten, mit denen man so um sich wirft.
Für CarPlay gab es dann noch ein paar neue kleine Features und auch der Bildungsbereich bekam ein Update, auf das ich jetzt aber nicht näher eingehen möchte. Auch Apple TV erhielt ein Update und neue Funktionen, die sicher interessanter sind. Da ich aber kein Apple TV habe (nicht, dass ich nicht wollte, aber unterwegs kann man es einfach nicht brauchen), lasse ich diese Neuerungen einfach mal frech aus. Viel wichtiger ist doch noch die Frage, wie die gesamte Keynote zu bewerten ist?
Fazit des Apple Special Events
Einige meiner Anschauungen habe ich bereits weiter oben sehr deutlich und ausführlich kundgetan. Doch ich möchte hier auch noch zusammenfassen, wie ich die Keynote insgesamt gefunden habe.
Es gab eindeutig keine echten Überraschungen und das war irgendwie vorher schon klar, auch wenn ich die Zeiten vermisse, in denen man noch über neue Apple-Produkte spekulierte und am Ende meistens dennoch nicht alles bekannt gewesen ist. Doch ich denke, man muss sich damit abfinden, dass diese Zeiten einfach vorbei sind. Die Vorstellung, die Tim Cook, Lisa Jackson, Jeff Williams, Greg Joswiak und Phil Schiller abgeliefert haben, war in meinen Augen keine Glanzleistung. Das lag aber weniger an dem, was vorgestellt wurde, als an der Art wie. Apple mangelt es inzwischen leider an Ausstrahlung auf der Bühne, was nichts mit den Produkten zu tun hat. Tim Cook ist mit seiner Prinz Valium-Art einfach nicht für die Bühne gemacht. Es fehlt ein Steve Jobs oder ein Scott Forstall. Für mich ist aktuell einzig Craig Federighi für die Präsentation auf der Bühne geeignet. Aber auch hier hat jeder sicherlich seine eigene Vorstellung. Dennoch schien die Keynote nicht so gut „durchgestylt“, wie man es von Apple gewohnt war. Viele Blicke der Speaker fielen auf die Monitore, um zu spicken, was wohl als Nächstes kommt. Hier und da hakelte es einfach gefühlt und war recht weit weg von den sonst so hochgelobten Inszenierungen von Apple.
Die vorgestellten Produkte würde ich dennoch als gelungen bezeichnen.
Auch wenn es von vielen belächelt wurde oder für die Geeks unter uns als uninteressant gilt, fand ich auch den Vortrag von Lisa Jackson interessant und die Tatsache, dass Apple wirklich viele beeindruckende Ziele erreicht hat, wenn es um die Nutzung erneuerbarer Energien geht. Auch was das Recycling angeht, ist Apple mit dem Liam getauften Roboter in meinen Augen weit vorne. Dennoch darf man natürlich nicht vergessen, mit wie vielen Giftstoffen der Bau der Geräte noch immer einhergeht. Hier besteht sicher noch Einiges an Nachholbedarf.
Was meint ihr zur Keynote? Habt ihr sie gesehen? Gefallen euch die Produkte? Ich freue mich auf eure Meinungen!
Ich lehne mich dann jetzt schon mal zurück und hole mir Popcorn, für den Fall, dass gleich die verschiedenen Fanboy Fraktionen hier aufschlagen. 🙂
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